Kategorien: Transformation, Leadership, Agilität, Organisation Agile Organisation: Was ist ein agiles Unternehmen?

Agile Organisation: Was ist ein agiles Unternehmen?

Unternehmen stehen heute vor der Herausforderung, sich mit immer neuen Rahmenbedingungen auseinandersetzen zu müssen. Das dynamische Marktumfeld, ungewisse politische Entwicklungen im In- und Ausland , aber auch neue Technologien und sich verändernde Kundenbedürfnisse erfordern flexible Strukturen und schnelle Anpassungsfähigkeit. Agilität in Organisationen ist der Schlüssel, um Innovationsfähigkeit zu stärken, neue Chancen zu nutzen und Wettbewerbsvorteile zu sichern.

Agilität bedeutet mehr als nur schnelle Entscheidungen – sie erfordert ein grundlegendes Umdenken in der Unternehmensführung, der Organisationsstruktur und der Kultur. Agile Organisationsformen fördern eine Unternehmenskultur, in der Offenheit, Feedback und Eigenverantwortung im Mittelpunkt stehen. 

Unternehmen, die agile Strukturen ernst nehmen, profitieren von einer besseren Marktanpassung, einer stärkeren Innovationskraft und einer höheren Mitarbeiterzufriedenheit.

Agile Organisationen erkennen, dass sich starre Hierarchien durch Netzwerke des Wissensaustauschs ersetzen lassen. Dieser Prozess bedeutet aber auch, dass sich manche Menschen von ihrer lieb gewonnenen Machtposition im Unternehmen verabschieden müssen.

Was ist eine agile Organisation?

In der klassischen Organisationsdenke setzen Unternehmen oft auf Hierarchie, feste Prozesse und langfristige Planungen.

Agile Organisationen hingegen sind flexibel, kundenorientiert und anpassungsfähig. Sie setzen auf schnelle Entscheidungswege, iterative Prozesse und eine offene Unternehmenskultur.

 

Merkmale einer agilen Organisation 

  • Dezentrale Entscheidungsstrukturen:

    Entscheidungen werden dort getroffen, wo die besten Informationen vorliegen. 

  • Interdisziplinäre Teams mit hoher Eigenverantwortung:

    Teams aus verschiedenen Fachbereichen arbeiten eigenständig an Lösungen. 

  • Kurze Kommunikationswege und schnelle Feedbackzyklen:
    Informationen fließen ohne unnötige Hierarchiestufen. Regelmäßige Feedbackrunden gewährleisten, dass Fehler frühzeitig erkannt und behoben werden können, bevor sie eskalieren.
  • Kundenzentrierung und kontinuierliche Verbesserung: Produkte und Dienstleistungen werden durch iterative Entwicklungen stets an Kundenbedürfnisse angepasst.

  • Hohe Transparenz und klare Kommunikationsstrukturen: Alle Teammitglieder haben Zugang zu relevanten Informationen, was Vertrauen schafft und bessere Entscheidungen ermöglicht.

  • Flexibilität und schnelle Anpassung: Agile Unternehmen reagieren effizient auf Marktveränderungen und Krisen.

  • Ständige Optimierung und Experimentierfreude: Fehler werden als Lernchancen genutzt, um langfristig bessere Lösungen zu entwickeln. 

Vorteile und Herausforderungen einer agilen Organisationsstruktur

Die Einführung agiler Prinzipien bringt viele Vorteile, erfordert aber auch ein Umdenken in Strukturen und Führung.

 

Vorteile

  • Schnellere Entscheidungsfindung: Flache Hierarchien ermöglichen es, Entscheidungen dort zu treffen, wo das Wissen vorhanden ist – das reduziert Abstimmungsprozesse.
  • Höhere Innovationskraft: Interdisziplinäre Teams entwickeln kreative Lösungen und treiben Innovationen voran.
  • Bessere Anpassungsfähigkeit: Agil arbeitende Unternehmen können ihre Strategien flexibel an neue Marktbedingungen anpassen.
  • Erhöhte Mitarbeitermotivation: Eigenverantwortung und Mitgestaltungsmöglichkeiten stärken Engagement und Identifikation mit dem Unternehmen.
  • Schnellere Markteinführung neuer Produkte: Iterative Prozesse sorgen für eine kürzere Time-to-Market und eine schrittweise Optimierung von Produkten.
  • Stärkere Kundenbindung: Durch enge Zusammenarbeit mit Kunden werden deren Bedürfnisse schneller erkannt und in Lösungen umgesetzt.
  • Krisenresistenz: Agilität erleichtert die schnelle Anpassung in unsicheren Zeiten.

 

Herausforderungen

  • Widerstand gegen Veränderungen: Viele Mitarbeitende und Führungskräfte stehen agilen Arbeitsweisen skeptisch gegenüber. Eine klare Kommunikation und Schulung sind essenziell.
  • Skalierung auf größere Organisationen: Während Agilität in kleinen Teams gut funktioniert, ist die Umsetzung in großen Strukturen komplexer.
  • Kulturwandel und neue Führungsrollen: Agile Organisationen erfordern eine offene Fehlerkultur und neue Rollen wie Scrum Master oder Product Owner.
  • Unzureichendes Wissen über agile Methoden: Ein fehlendes Verständnis kann zu falscher Umsetzung und Frustration führen.
  • Integration mit traditionellen Strukturen: Viele Unternehmen müssen hybride Modelle entwickeln, um Agilität mit bestehenden Strukturen zu verbinden.
  • Höherer Kommunikationsbedarf: Agile Arbeitsweisen erfordern häufigere Abstimmungen und neue Meeting-Formate, was effizient organisiert werden muss.
  • Klärung von Rollen und Verantwortlichkeiten: Neue Organisationsformen bedeuten oft eine Neudefinition von Zuständigkeiten und Prozessen.

 

Umsetzung 

Um die genannten Herausforderungen zu bewältigen, sind gezielte Strategien notwendig. Diese Ansätze haben sich als besonders wirksam erwiesen:

  • Change-Management-Strategien einsetzen, um Widerstände zu minimieren
    Eine strukturierte Herangehensweise an den Veränderungsprozess hilft, Bedenken und Unsicherheiten frühzeitig zu adressieren.
  • Schrittweise Einführung agiler Organisationsmethoden, beginnend mit Pilotprojekten
    Pilotprojekte ermöglichen es, erste Erfolge sichtbar zu machen und Erfahrungen zu sammeln, bevor die gesamte Organisation transformiert wird.
  • Coaching und Schulungen für Mitarbeitende und Führungskräfte
    Durch gezielte Weiterbildungen werden alle Beteiligten mit den agilen Prinzipien und Organisationsmodellen vertraut gemacht.
  • Transparente Kommunikation über die Notwendigkeit und Vorteile
    Ein offener Dialog über die Ziele und Vorteile der agilen Transformation schafft Verständnis und Akzeptanz.
  • Etablierung einer Lernkultur mit regelmäßigen Retrospektiven und Feedbacks
    Kontinuierliches Lernen und regelmäßige Reflexion fördern die Weiterentwicklung und Verbesserung der agilen Arbeitsweise.
  • Einbindung der Mitarbeitenden in die Veränderungsprozesse
    Indem Mitarbeitende aktiv in die Gestaltung agiler Organisationen einbezogen werden, steigt ihre Identifikation mit dem Wandel.

Klare Definition von Verantwortlichkeiten und Entscheidungswegen
Eine transparente Festlegung von Rollen und Prozessen reduziert Unsicherheiten und sorgt für Klarheit im Arbeitsalltag.

Wann Agil? Wann Klassisch?

Agilität ist keine „one fits all“-Lösung, wenn es darum geht, Organisationen flexibler, dynamischer und resilienter aufzustellen. Oftmals erweisen sich gezielte Maßnahmen wie die Stärkung der Zusammenarbeit durch schnell wirkende Formate (Workhacks), eine klare Rollenklärung oder die Optimierung des Organisationsdesigns als wirksamer als eine umfassende Umstellung auf agile Organisationsmodelle.

Solche gezielten Ansätze schaffen kurzfristig spürbare Verbesserungen. Der Change von einem klassischem zu einem agilen Unternehmen dagegen kann ein schwerwiegender Eingriff in Organisation und Abläufe sein.

Agiles Arbeiten ist vor allem dann das Mittel der Wahl, wenn die Probleme komplex sind. Liegen die Herausforderungen hingegen klar auf dem Tisch, reicht klassisches Projektmanagement oft aus. In solchen Fällen geht es vor allem darum, Zuständigkeiten zu klären, Rollen zu schärfen, Prozesse zu optimieren und klare To-Dos zu definieren – also festzulegen: Wer macht was bis wann?

Auch wenn Themen zunächst chaotisch erscheinen, genügt es oft, eine Grundstruktur zu schaffen, damit definierte Zuständigkeiten, Rollen und Prozesse wieder greifen. Schwieriger wird es bei komplizierten Problemen – also solchen, die tiefgehendes Expertenwissen erfordern. Eine Operation im Krankenhaus beispielsweise setzt umfangreiche medizinische Kenntnisse voraus. Unter Umständen muss vom geplanten Weg abgewichen werden und es müssen dazu Entscheidungen getroffen werden. Doch das Ziel ist klar und es ist Wissen und Erfahrung vorhanden, um es zu erreichen. Hier helfen bewährte Managementmethoden, um effizient und zielgerichtet zu arbeiten.

Der entscheidende Unterschied zwischen komplizierten und komplexen Problemen liegt darin, dass bei komplexen Problemen das Ergebnis nicht vorhersehbar ist. Es gibt keine erprobten Lösungen oder eindeutigen Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge. Hier ist agiles Arbeiten essenziell, weil es erlaubt, iterativ vorzugehen, Hypothesen zu testen und flexibel auf Veränderungen zu reagieren.

 

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Sollte die Entscheidung für eine agile Organisation fallen, ist der Weg auch nicht, der kompletten Organisation „top down“ agile Methoden zu verordnen. Agilität braucht ein passendes Mindset, die Organisation sollte sich planvoll dorthin entwickeln. Ein geordnetes Nebeneinander klassischer und agiler Unternehmensstrukturen – Ambidextrie (Beidhändigkeit) genannt – hat sich hier bewährt: Während einige Teams konsequent agil arbeiten, behalten andere Bereiche zunächst ihre traditionellen Strukturen bei, entwickeln sich jedoch durch den Austausch mit den agilen Mitarbeitern weiter. Die Agilität in Organisationen beginnt in agilen Inseln. Die Vorteile und Learnings agiler Organisationsformen werden aber nach und nach auf die ganze Einrichtung ausgebreitet.

Agile Organisationsmodelle und -formen

Es gibt unterschiedliche Konzepte, die Unternehmen bei der Einführung agiler Unternehmensstrukturen unterstützen. Jedes dieser agilen Organisationsmodelle hat seine eigenen Stärken und Herausforderungen, die sich je nach Unternehmensgröße und -anforderung eignen. Eine bewusste Auswahl ist daher entscheidend für den Erfolg. Die folgende Übersicht zeigt die bekanntesten Beispiele für eine agile Organisationsstruktur:

Modell

Beschreibung

Scrum

  • Iteratives Vorgehensmodell mit festen Rollen und Sprints
  • Arbeiten in kurzen Entwicklungszyklen
    (Sprints von 2-4 Wochen)
  • Regelmäßige Meetings (Daily Standups, Sprint Reviews)
  • Feste Rollen:
    • Product Owner (verantwortlich für die Produktvision)
    • Scrum Master (moderiert den Prozess und beseitigt Hindernisse)
    • Entwicklungsteam (führt die Arbeit aus)

Kanban

  • Visualisierte Aufgabensteuerung mit kontinuierlicher Verbesserung in einem Kanban-Board mit Spalten wie „To Do“, „In Progress“ und „Done“
  • Begrenzung der Anzahl paralleler Aufgaben (Work-in-Progress-Limits)
  • Fokus auf kontinuierliche Verbesserung

LeSS (Large Scale Scrum)

  • Skalierte Scrum-Variante für größere Unternehmen
    Ein gemeinsames Product Backlog für alle Teams
  • Synchronisierte Sprint-Planung
  • Einheitlicher Review-Prozess

SAFe (Scaled Agile Framework)

  • Strukturierte Agilität für große Organisationen
  • Klare Trennung zwischen Strategieebene und operativer Umsetzung
  • Synchronisierte Sprints mehrerer Teams
  • Kombination von Scrum, Kanban und Lean-Ansätzen

Holokratie

  • Keine festen Hierarchien oder Manager
  • Selbstorganisierte Teams mit klaren Rollen
  • Regelmäßige Meetings zur Abstimmung

Nexus

  • Skalierungsframework für Scrum, das mehrere Teams koordiniert
  • Mehrere Teams arbeiten an einem gemeinsamen Produkt
  • Synchronisierte Sprint-Planung
  • Feste Koordinationsmechanismen

PRINCE2 Agile

  • Kombination aus klassischem PRINCE2-Projektmanagement und agilen Modellen
  • Verbindung von vordefinierten Prozessen mit agiler Flexibilität
  • Klare Rollen- und Verantwortlichkeitsverteilung
  • Kombination von detaillierter Planung und agilen Prinzipien

Unternehmen sollten je nach Größe, Branche und Kultur die für sie passende Organisationsform wählen und schrittweise implementieren. Und nochmals sei darauf hingewiesen: Nicht immer ist eine agile Organisationsform die Ideallösung.

Wenn die Entscheidung aber zugunsten einer agilen Struktur fällt, dann ist das eine wirklich richtungsweisende Grundsatzentscheidung:

Agile Modelle erfordern Konsequenz: Unternehmen, die auf ihre individuelle Weise agile Frameworks mit bewährten Strukturen des Projektmanagements verbinden wollen, stellen oft fest, dass ihre bewusste Entscheidung, einen anderen Weg zu gehen, dadurch verwässert wird. 

Agilität als Schlüssel zum Unternehmenserfolg

Gerade in Krisenzeiten zeigt sich der Vorteil agiler Strukturen. Unternehmen können "mehr PS auf die Straße bringen", also schneller auf Veränderungen reagieren, Risiken minimieren und sich proaktiv an neue Rahmenbedingungen anpassen. Agile Organisationsformen bedeuten nicht nur Flexibilität, sondern auch die Fähigkeit, Fehler als Lernchancen zu begreifen und kontinuierlich an Verbesserungen zu arbeiten.

Wer langfristig erfolgreich sein will, sollte sich mit agilen Organisationsstrukturen auseinandersetzen und den Wandel aktiv gestalten. Ein agiles Unternehmen ist anpassungsfähig, innovativ und resilient – Eigenschaften, die in der heutigen Geschäftswelt unerlässlich sind.

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