Kategorien: Podcast, Trends, Organisationsentwicklung, Leadership, Strategie, Organisation "Better done than perfect" - Wie Familienunternehmen durch Unsicherheit navigieren


Was hilft, sich schneller an neue Bedingungen anzupassen und rasch wirkende Lösungen zu finden? Im unserem Podcast sprechen Henrique da Rosa, Joachim Schwichtenberg und Jessica Vieler aus dem triljen-Team darüber, wie Familienunternehmen erfolgreich durch Stagnation und Ungewissheit navigieren.
Familienunternehmen stehen vor enormen Herausforderungen: die Politik im In- und Ausland ist zum unberechenbaren Faktor geworden. Das sorgt für wirtschaftliche Unsicherheit. Viele zögern, warten ab, während andere nach schnellen Lösungen suchen. Wie können Unternehmen inmitten dieser Unsicherheiten gute Entscheidungen treffen und die richtigen Weichenstellungen vornehmen?
Hören Sie das Interview in voller Länger in unserem triljen-Podcast:
Lesen Sie hier die Zusammenfassung:
Die Stimmung ist gespalten
Joachim Schwichtenberg (triljen): Was erlebt Ihr aktuell in den Familienunternehmen, mit denen Ihr arbeitet?
Jessica Vieler (triljen): Viel Unsicherheit. Viele wissen nicht, was die nächsten Monate bringen. Sie warten die Wahl ab.
Bei einem Großteil der Unternnehmen ist aber auch enig: Wir müssen uns selbst der Lage anpassen und ein Stück weit verändern und wollen das auch angehen.
Henrique da Rosa (triljen): Meine Wahrnehmung ist zweigeteilt: Es gibt diejeingen, die abwarten, was di Rahmenbedingungen hergeben. Aber auch diejenigen, die eine pragmatischere Herangehensweise haben. Ein Geschäftsführer hat es neulich treffend formuliert: „Scholz und Lindner waren noch nie bei mir im Unternehmen. Also muss ich selbst entscheiden, wie es weitergeht.“ Das ist die Haltung, die Unternehmen handlungsfähig macht. Wer nur abwartet, riskiert, dass er sich in ein paar Jahren wundert, warum der Wettbewerb an ihm vorbeigezogen ist.
Joachim Schwichtenberg (triljen): Wie erkennt ein Unternehmen, ob es gut auf die aktuellen Herausforderungen vorbereitet ist?
Jessica Vieler (triljen): Zwei Fragen sind entscheidend: Erstens, wie widerstandsfähig waren wir in der Vergangenheit? Familienunternehmen haben eine lange Tradition. Sie haben bereits viele Krisen gemeistert – sei es Finanzkrisen, geopolitische Verwerfungen oder technologische Umbrüche. Es hilft, sich diese Erfolge bewusst zu machen.
Die zweite Frage lautet: Wie offen sind wir für Veränderung? Es geht darum, sich nicht nur auf Bewährtes zu verlassen, sondern auch neue Wege zu gehen.
Mutig handeln – aber nicht planlos
Joachim Schwichtenberg (triljen): Aber ist überhaupt Zeit für tiefgreifende Reflexionen? Viele Unternehmen stecken im Tagesgeschäft fest. Was sind erste, schnelle Schritte?
Jessica Vieler (triljen): Das Wichtigste ist: Einfach anfangen! Unternehmen wollen oft erst das perfekte Zielbild definieren, bevor sie loslegen. Aber das funktioniert in dieser dynamischen Welt nicht mehr. Stattdessen sollten sie in kürzeren Zyklen denken, Pilotprojekte ausprobieren und regelmäßig anpassen.
Henrique da Rosa (triljen): Und dafür ist ein klares Problemverständnis nötig. Bevor man neue Strukturen oder Prozesse aufsetzt, sollte man sich fragen: Wo hakt es eigentlich? Oft haben sich ineffiziente Routinen etabliert, weil „es schon immer so gemacht wurde“.
Joachim Schwichtenberg (triljen): Aber was, wenn Unternehmen sich schwertun, solche Muster zu erkennen?
Henrique da Rosa (triljen): Dann hilft ein externer Blick. Kunden befragen, Mitarbeitende einbinden, Engpässe identifizieren. Oft erleben wir, dass die Lösungen bereits im Unternehmen schlummern – sie müssen nur sichtbar gemacht werden.
Zusammenarbeit als Schlüssel
Jessica Vieler (triljen): Vor allem die junge Generation in Familienunternehmen ist sich bewusst, dass komplexe Herausforderungen nicht allein lösbar sind. Sie erkennt, dass Zusammenarbeit wichtig ist – aber ohne die Zügel aus der Hand zu geben. Es geht darum, gezielt Mitarbeitende einzubinden.
Allerdings fehlt in vielen Unternehmen eine diskussionsfreudige Kultur. Oft herrscht eine zu große Harmonie, und keiner traut sich, kritische Punkte anzusprechen. Dabei entstehen die besten Lösungen oft durch kritische Auseinandersetzung.
Henrique da Rosa (triljen): Das stimmt. Früher galten Geschäftsführer als alleinige Lösungsgeber. Heute ist das nicht mehr leistbar. Unternehmen, die schnelle Fortschritte erzielen, haben verstanden, dass Entscheidungen breiter verteilt werden müssen. Eine Führungskraft muss sich fragen: Traue ich meinem Team Entscheidungen zu? Wenn nicht, warum? Das Bewusstsein für diese Frage ist bereits ein erster wichtiger Schritt.
Joachim Schwichtenberg (triljen): Veränderungen sind oft schwer, weil alte Muster tief sitzen. Wie kann man eine neue Form der Zusammenarbeit lernen?
Jessica Vieler (triljen): Zum Beispiel über Klarheit in Rollen und Verantwortlichkeiten. Viele Unternehmen versuchen, ihre Organisation umzukrempeln, bevor sie wissen, wer eigentlich wofür zuständig ist. Schon einfache Maßnahmen helfen: Meetings hinterfragen, Entscheidungswege prüfen, Silos aufbrechen. Ein Unternehmen wird nicht automatisch agiler, nur weil es eine neue Struktur bekommt – es geht darum, Verhalten zu verändern.
Henrique da Rosa (triljen): Wir erleben oft, dass der größte Aha-Moment in Workshops ist, wenn Mitarbeitende aus verschiedenen Bereichen endlich miteinander sprechen. Viele Herausforderungen entstehen an Schnittstellen, weil Teams aneinander vorbei arbeiten. Wenn plötzlich ein Vertriebsmitarbeiter versteht, warum die Produktion eine bestimmte Entscheidung trifft, entstehen neue Lösungen fast von selbst.
"Warum passiert da nichts?"
Joachim Schwichtenberg (triljen): Ein weiteres Thema ist die Umsetzungsgeschwindigkeit. Viele Geschäftsführer beklagen, dass ihre Impulse nicht in Taten münden. Woran liegt das?
Henrique da Rosa (triljen): Möglicherweise - das ist immer von Fall zu Fall zu betrachten - daran, dass kein echtes Feedback eingeholt wird. Viele Führungskräfte ärgern sich, wenn Teams nicht in die Umsetzung kommen, aber sie fragen nicht nach den Gründen.
Gibt es Unklarheiten? Fehlt die Motivation? Oder liegt es an einer Kultur, die Eigeninitiative nicht fördert? Unternehmen müssen lernen, solche Fragen ehrlich zu stellen.
Joachim Schwichtenberg (triljen): Aus meiner Beobachtung geht es dabei oft um Vertrauen. Kommt eine Nachfrage vom Geschäftsführer, erleben wir es immer noch, dass der Angesprochene oft mit Rechtfertigung oder Abwehr reagiert. Es fallen Sätze wie "Läuft. Wir arbeiten dran." Aber es geht ja nicht um Rechtfertigung. Es geht darum, wie man miteinander die beste Lösung finden kann. Eine offene Diskussion über Hindernisse wäre produktiver. Wenn eine Führungskraft sagt: „Ich hänge hier fest, ich brauche Unterstützung“, kann das die Umsetzung deutlich beschleunigen.
Jessica Vieler (triljen): Unternehmen mit einer Kultur, in der solche Gespräche möglich sind, kommen deutlich schneller voran.
Der erste Schritt zählt
Joachim Schwichtenberg (triljen): Ihr begleitet viele Familienunternehmen in ihrer Transformation. Euer Fazit.
Jessica Vieler (triljen): Einfach machen! Ideen nicht zerdenken, sondern in die Umsetzung bringen. Veränderungen entstehen nicht durch Abwarten, sondern durch mutiges Handeln.
Henrique da Rosa (triljen): „Better done than perfect.“ Perfektionismus kann lähmen. In unsicheren Zeiten ist es besser, mit kleinen Schritten zu starten, als gar nicht erst loszugehen.
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