Leistungsfähige Teams sind kein Zufall


Im triljen-Podcast spricht Job van Merendonk, Gründer von CIRCYOULAR®, über Motivation, Missverständnisse und die Kunst, Teams zum Erfolg zu führen.
Warum bringen manche Teams Spitzenleistungen, während andere trotz Top-Spielern scheitern? Job van Merendonk hat mit CIRCYOULAR® ein Instrument entwickelt, das sichtbar macht, was Menschen wirklich antreibt – und wie diese individuellen Treiber in Teams wirken. Im triljen-Podcast erklärt er, warum Kontext wichtiger ist als Persönlichkeit, wie Farben Missverständnisse aufdecken und weshalb Loyalität in Zeiten von KI und Unsicherheit entscheidend wird.
Hören Sie das Interview in voller Länger in unserem triljen-Podcast:
Lesen Sie hier die Zusammenfassung:
Kontext wichtiger als Individuum
Joachim Schwichtnberg (triljen): Job, Du bist Niederländer, lebst aber seit vielen Jahren in Deutschland. Wie hat Dich Dein Weg zu CIRCYOULAR® geführt?
Ich bin Ende der 90er nach Deutschland gezogen und habe hier meine zweite Heimat gefunden. Beruflich habe ich über 25 Jahre im Personalmanagement gearbeitet – als Personalleiter in verschiedenen Unternehmen, immer im Spannungsfeld zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Dabei habe ich viele Teams erlebt: manche funktionierten hervorragend, andere trotz bester Besetzung überhaupt nicht. Das hat mich nie losgelassen.
Meine Frage war: Warum schafft es ein Team mit elf Topspielern nicht, Spitzenleistungen zu bringen, während ein anderes Team mit „nur soliden Spielern“ über sich hinauswächst? Der Schlüssel liegt in der Dynamik. Die Summe kann weit mehr sein als ihre Teile – wenn man versteht, wie Menschen zusammenwirken. Ich habe mich dann selbständig gemacht, um mich ganz diesem Thema zu widmen. CIRCYOULAR® haben wir 2021 auf den Markt gebracht.
Viele Unternehmen nutzen Tools wie DISC oder Insights. Worin unterscheidet sich CIRCYOULAR®?
Die meisten Diagnosen stellen den Menschen in den Mittelpunkt. Wir tun das Gegenteil: Wir beginnen beim Kontext. Es geht nicht nur darum, dass wir uns besser verstehen, sondern darum, was ein Team leisten muss.
Ein Beispiel: Viele Teams stecken voller Missverständnisse. Ein Mitarbeiter glaubt, von ihm werde erwartet, dass er der große Stratege ist – dabei ist seine eigentliche Stärke, andere mitzunehmen und zu verbinden. Solche Fehldeutungen sind Gift für die Performance. CIRCYOULAR® macht sie sichtbar und räumt sie aus.
Wie funktioniert die Methode praktisch?
Zuerst füllt jedes Teammitglied online einen Fragebogen aus – das dauert etwa 30 Minuten. Abgefragt werden persönliche Treiber, wie jemand vorgeht, die wahrgenommenen Erwartungen und das Umfeld, in dem das Team arbeitet. Daraus entstehen individuelle Profile – und ein Gesamtbild des Teams.
In Workshops legen wir diese Profile offen. Manchmal reicht ein halber Tag, manchmal nehmen wir uns einen ganzen Tag in einer besonderen Umgebung. Die Teams erleben dann ihre eigene „Landkarte“: Wo sind unsere Stärken, wo übersehen wir etwas, welche Muster wiederholen sich? Das Spannende ist: Die Aha-Erlebnisse kommen aus dem Team selbst – und genau deshalb sind die Lösungen nachhaltig.
Von Farben zu Aha-Erlebnissen
Sie arbeiten mit Farben. Können Sie das erklären?
Ja, wir nutzen sieben Farben, basierend auf den Forschungen von Clare Graves:
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Gelb für Einsicht, Neugier, Kreativität,
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Orange für Ergebnisorientierung, „Was habe ich davon?“,
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Rot für Tatendrang, Ungeduld, schnelle Entscheidungen,
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Blau für Struktur, Regeln, Sicherheit,
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Lila für Tradition, Loyalität, Vertrauen,
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Grün für Harmonie, Miteinander,
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Gold für Selbstreflexion und inneres Gleichgewicht.
Die meisten Menschen sind Mischungen. Genau das macht es spannend – und manchmal schwierig.
Du hast ein Beispiel genannt: eine junge Führungskraft. Kannst Du das genauer beschreiben?
Sehr gerne. Diese Frau war eigentlich harmonie- und sicherheitsgetrieben, also stark grün un geprägt. In ihrer neuen Rolle als Führungskraft dachte sie: „Jetzt muss ich die große Strategin sein.“ Sie baute riesige Excel-Tabellen, versuchte, jedem gerecht zu werden – und überforderte sich selbst.
Im Workshop wurde klar: Ihre wahre Stärke war das Zusammenhalten des Teams. Statt sich zu verbiegen, konnte sie diese Stärke ausspielen. Die Strategiearbeit übernahm jemand, der darin brillierte. Ergebnis: Sie war authentisch, das Team arbeitete effektiver – und alle waren zufriedener.
Was passiert, wenn in einem Team bestimmte Anteile fehlen?
Das ist ein klassisches Problem. Nehmen wir ein Team voller „roter“ und „oranger“ Treiber – also ehrgeizig, schnell, ergebnisorientiert. Da fehlt oft das „Grün“ (Menschen mitnehmen) oder „Blau“ (Struktur). Das führt zu Frust.
Die Lösung ist nicht, Leute auszutauschen. In der Realität stehen keine zehn Bewerber vor der Tür. Es geht darum, Bewusstsein zu schaffen: „Wir sind stark im Vorwärtsdrang, aber wir vergessen manchmal, die Menschen mitzunehmen.“ Dann können Routinen helfen oder auch kleine Rollenwechsel. Oft reicht schon das offene Gespräch, um situativ gegenzusteuern.
Hast Du dafür ein Beispiel?
Ja. Ich lasse in Workshops oft Menschen mit gegensätzlichen Profilen zusammensitzen. Sie sprechen darüber: „Was gibt mir Energie? Was raubt mir Energie?“ Und sehr oft passiert Folgendes: Schon nach kurzer Zeit einigen sie sich darauf, Aufgaben zu tauschen. Der eine sagt: „Das, was ich schiebe, macht dir Spaß – und umgekehrt.“ Und plötzlich löst sich das Problem ohne großen Aufwand.
Das zeigt: Teams brauchen Räume, um solche Gespräche zu führen. Dann finden sie Lösungen selbst – und genau das macht sie stark.
Du sprichst von Aha-Erlebnissen. Wie wirkt das auf Führungskräfte?
Für Führungskräfte ist CIRCYOULAR® fast wie eine Bedienungsanleitung für ihr Team. Viele sagen nach einem Workshop: „Jetzt weiß ich, wie ich meine Leute ansprechen muss, wie ich Aufgaben besser verteile.“
Es geht nicht darum, Menschen zu verändern, sondern darum, sie so einzusetzen, dass ihre Stärken wirken. Kleine, gezielte Anpassungen können die Motivation und Performance eines Teams enorm steigern.
Das kann ich selbst aus eigener Erfahrung nur bestätigen. Ich selbst habe ja bei Euch meinen CIRCYOULAR® Master absolviert und schon einige Team-Coachings nach der Methode durchgeführt - und ich kann aus meiner eigenen Erfahrung nur sagen: Toll, in was für Gespräche man kommt. CIRCYOULAR® ist eine Eye-Opener und öffnet die Tür für einen konstruktiven Austausch und mehr Verständnis, gerade dann, wenn es darum geht, festgefahrene Strukturen zu hinterfragen und aufzuläsen.
Beim jährlichen Motivation Day kommt die CIRCYOULAR-Community zusammen, um über Trends und Entwicklungen zu sprechen.
Zusammenarbeit noch wichtiger
Blick nach vorne: Welche Trends prägen die Zukunft der Zusammenarbeit in Teams oder Gruppen?
Erstens: Der enorme Ergebnisdruck. Teams werden an KPIs, Budgets, OKRs gemessen. Bleiben die Zahlen hinter den Erwartungen zurück, entsteht Verunsicherung.
Zweitens: Gerade deshalb wird Loyalität wichtiger. Teams brauchen eine gemeinsame Geschichte, Stolz auf das, was sie erreicht haben. Diese „Story“ zu pflegen, macht sie widerstandsfähiger.
Und drittens: Die Künstliche Intelligenz. Sie wird vieles umkrempeln. Aber genau deshalb wächst die Bedeutung menschlicher Zusammenarbeit. KI kann viel – aber nicht Vertrauen, Empathie, persönlichen Austausch.
Wie immer zum Schluss noch ein paar ent- oder weder-Fragen:
Sind Sie Frühaufsteher oder Nachteule?
Heute klar Frühaufsteher. Ich starte den Tag mit Sport, Reflexion und Meditation – das gibt mir Kraft und Ausgleich. Noch vor ein paar Monaten war ich eher Nachteule. Aber es fühlt sich großartig an, den Tag so zu beginnen.
Workshop lieber live oder remote?
Immer live! Vertrauen entsteht, wenn Menschen sich in die Augen schauen. Follow-ups können online stattfinden, aber die Basis muss persönlich gelegt werden.
Spontane Brainstormings oder strukturierte Meetings?
Ganz klar: spontane Brainstormings. Da sprudeln die Ideen – und oft entstehen Lösungen, die man nicht planen könnte.
Suchen auch Sie nach konkreten Ansätzen, um die Leistung Ihres Teams zu erhöhen?
Klingt es für Sie interessant, mit der CIRCYOULAR®-Methode zu arbeiten?