Kategorien: Corporate Culture, Transformation, Leadership Entscheidungsmüdigkeit überwinden – Wege zurück ins Feld des Handelns
Leadership Coach
Natürlich hängt für uns alle viel davon ab, was die neue Trump-Administration für unsere Außenwirtschaft bedeutet und wie beispielsweise die neue Bundesregierung aussieht. Es gibt aber viele Themen, die damit nichts zu tun haben - und bei denen Abwarten keine Lösung und Stillstand keine Option ist. Entscheidungsmüdigkeit ist ein unterschätztes Phänomen, das viele Unternehmen lähmt.
Nicht entscheiden ist auch eine Entscheidung. Abwarten gefährdet nicht nur den Fortschritt, sondern schlimmstenfalls langfristig sogar die Zukunftsfähigkeit von Betrieben. Doch wie lässt sich die Blockade überwinden? Wie können Unternehmen Verantwortung stärken, Entscheidungsprozesse vereinfachen und eine Kultur der Handlungsfähigkeit schaffen?
Ursachen der Entscheidungsmüdigkeit bekämpfen
Entscheidungsmüdigkeit entsteht nicht über Nacht. Sie ist oft das Ergebnis struktureller und kultureller Faktoren.
1. Die Angst vor Fehlern
In vielen Unternehmen herrscht eine Kultur des Perfektionismus. Wer regelmäßig Erfolge präsentieren kann, macht scheinbar alles richtig. Wer über Widerstände und Probleme berichtet, steht schnell so da, als habe er nicht alles im Griff.
Doch ist das richtig? Vielleicht verstehen es die vermeintlichen Erfolgsgaranten ja nur geschickt, das nicht so Gelungene zu kaschieren. Und vielleicht sind die vermeintlichen Problemproduzenten ja auch nur diejenigen, die besonders offen und ehrlich mit dem umgehen, was nicht so gut läuft.
Unternehmen, in denen Selbstdarstellung vor Substanz geht und in denen Täuschen und Tarnen verbreitet sind, tun sich folglich schwer, offen über Fehler zu sprechen und daraus zu lernen.
Keine Frage: Entscheidungen sollen „richtig“ und frei von Fehlern sein. Diese Haltung darf jedoch nicht dazu führen, dass Entscheidungen gar nicht erst getroffen werden. Die Angst vor negativen Konsequenzen blockiert den Mut zur Verantwortung. Unternehmen, in denen Menschen sich nicht mehr trauen, ihre Ideen zu äußern, werden folglich nicht mutig und innovativ agieren.
(Mehr dazu in unserem Beitrag "Wie eine starke Fehlerkultur Entscheidungsfreude fördert".)
2. Die steigende Komplexität der Welt
Globalisierung, Digitalisierung und gesellschaftliche Veränderungen sorgen für immer neue Herausforderungen. Rahmenbedingungen ändern sich so schnell, dass Unternehmen oft das Gefühl haben, nicht mehr Schritt halten zu können. Dies führt zu Unsicherheit und Handlungsunfähigkeit.
Allerdings darf diese Komplexität keine Ausrede sein, nichts zu tun. Wir sollten uns mit dem Gedanken vertraut machen, dass die Welt nicht wieder planbarer und vorhersehbarer wird. Eine Konsequenz ist, die Managementmethoden anzupassen und zu prüfen, an welcher Stelle klassische Projekt- und Prozessstrukturen gefragt sind und wo agile Strukturen zu schnelleren Lösungen führen.
Auch hier gilt: Es gibt nicht die eine Patentlösung, die für ein gesamtes Unternehmen passt. Die vielzitierte Agilität (mehr dazu in unserem Beitrag "Agilität - mehr als ein Buzzword") ist hier nicht immer die Lösung. Manchmal geht es auch darum, Zuständigkeiten und Rollen zu klären oder Prozesse transparent zu machen und effizienter zu gestalten. Manchmal liegt die Lösung in der Ambidextrie, wörtlich übersetzt "Beidhändigkeit", also dem bewussten Nebeneinander von klassischen Strukturen und agilen Teams. Verschärfte Rahmenbedingungen erfordern also achtsames Hinschauen und ggf. professionelle Anpassungen im Organisationsdesign.
3. Überforderung und Überlastung
Überfrachtete Entscheidungsprozesse, zu viele Beteiligte und fehlende klare Zuständigkeiten machen Entscheidungen zu einem Kraftakt. In einer solchen Umgebung fehlt es an der Energie und Konzentration, um entschlossen zu handeln.
4. Mikromanagement
Eine weitere Ursache liegt in der Führungskultur vieler Unternehmen. Wenn Führungskräfte alle Entscheidungen selbst treffen wollen, werden Mitarbeitende entmachtet. Das Ergebnis: Abhängigkeiten, Demotivation und noch mehr Entscheidungsstau. Macht die Menschen im Unternehmen zur Mitgestaltern der Veränderung!
5. Fehlende Orientierung
Ohne klare Strategie und Ziele fehlt die Basis für entschlossenes Handeln. Mitarbeitende und Führungskräfte wissen oft nicht, in welche Richtung Entscheidungen getroffen werden sollen, und verlieren dadurch den Fokus.
Den eigenen Gestaltungsraum nicht unterschätzen
Sich darauf einzustellen, wie sich politische Entscheidungen auf die Wirtschaft auswirken, gehört in gewissem Umfang zu vorausschauendem unternehmerischem Handeln. Vor allem, wenn sich daraus neue Chancen ergeben.
Die Frage ist aber nicht, ob es nicht so gut oder noch schlimmer kommt. Denn es gibt bei allen Einflüssen von außen genügend Entscheidungen, die nicht in Washington oder Berlin, sondern im eigenen Unternehmen getroffen werden.
Nicht jede Entscheidung muss bahnbrechend sein. Viele kleine, schnelle Entscheidungen können oft mehr bewirken als ein großer Wurf, der lange vorbereitet wird.
Das Modell des “Circle of Influence” als Werkzeug gegen Entscheidungsmüdigkeit
Ein sehr griffiges Modell zur Überwindung von Entscheidungsmüdigkeit ist das Modell des “Circle of Influence” von Stephen Covey. Es bietet eine hilfreiche Perspektive, um die Energie dort zu bündeln, wo sie wirklich Wirkung entfalten kann.
Wie das Modell gegen Entscheidungsmüdigkeit hilft:
• Fokus auf das Kontrollierbare: Entscheidungsmüdigkeit entsteht oft, wenn man sich von äußeren, nicht beeinflussbaren Faktoren überwältigt fühlt. Das Modell regt dazu an, den Fokus bewusst auf den Circle of Control (die eigenen Handlungen und Entscheidungen) und den Circle of Influence (die beeinflussbaren Bereiche) zu lenken.
• Prioritäten setzen: Führungskräfte können mithilfe des Modells ihre Energie gezielt auf Projekte oder Themen lenken, die sie aktiv vorantreiben können, statt sich von äußeren Unsicherheiten (Circle of Concern) lähmen zu lassen und eine reaktive Einstellung zu entwickeln.
• Sichtweise ändern: Indem man den Fokus auf die Dinge lenkt, die in der eigenen Einflusssphäre liegen, wird der Kreis der beeinflussbaren Dinge größer und die Dinge, die Sorgen bereiten, werden mehr an den Rand des Kreises gedrängt.
• Selbstwirksamkeit stärken: Indem Unternehmen und ihre Führungsteams verstärkt auf die Bereiche einwirken, in denen sie Veränderungen bewirken können, gewinnen sie an Handlungskraft und Zuversicht. Das führt zu einer proaktiven Einstellung.
Das Modell ist somit ein praktisches Werkzeug, um in einer dynamischen und unsicheren Welt die Kontrolle über Entscheidungen zurückzugewinnen und produktive Energie freizusetzen. Es unterstützt Teams und Führungskräfte dabei, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und Blockaden zu überwinden.
In der Zusammenarbeit mit Führungskräften ist die Übung zu diesem Modell immer wieder eines des Highlights. Bei Interesse dazu gerne mehr im persönlichen Gespräch.
Es ist Zeit, die Entscheidungsmüdigkeit hinter sich zu lassen. Setzen Sie auf mutige, klare und handlungsorientierte Ansätze?