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Gemeinsam zukunftsfähig: Fusion zweier Familienunternehmen

Lino Ferda im triljen Podcast
Lino Ferda (links) hat bei der Fusion von Bäcker Haustechnik und Willi Gräf zu HEEET eine entscheidende Rolle gespielt. Hören Sie, wie es dazu kam, in unserem triljen-Podcast.

Der Fachkräftemangel gehört zu den großen Herausforderungen, mit denen Familienunternehnehmen zu kämpfen haben. Zwei etablierte Sanitär-, Heizungs- und Klimabau-Unternehmen aus Siegen haben deshalb entschieden, künftig gemeinsame Wege zu gehen, um mit vereinten Kräften und einem attraktiven Markenauftritt ihren Markt weiterhin gut bedienen zu können. Spannend dabei die Rolle von Lino Ferda: Denn er  als Vertreter der jungen Unternehmergeneration war Initiator dieser Fusion.

Hören Sie das Interview in unserem triljen-Podcast:

 

 

 

 

 


Joachim Schwichtenberg (triljen):
Heute sprechen wir mit Lino Ferda. Vielleicht magst Du Dich unseren Hörern vorstellen.

Lino Ferda (HEEET): Ich bin Lino, bin 32 Jahre alt, komme aus Siegen und bin gelernter Heizungsbauer.

Joachim Schwichtenberg (triljen): Du hast eine Geschichte zu erzählen, die etwas damit zu tun hat, dass zwei Familienunternehmen ihren Weg in die Zukunft gemeinsam gehen. Wie ist es dazu gekommen?

Lino Ferda (HEEET): Die Geschichte begann eigentlich vor mittlerweile 14 Jahren. Da habe ich meine Ausbildung bei der Firma Willi Gräf gestartet.

Joachim Schwichtenberg (triljen): Was für eine Ausbildung war das?

Lino Ferda (HEEET): Eine Ausbildung zum Anlagenmechaniker für Sanitär, Heizung, Klima. 2010 war das. Und ja, ich glaube, viele kennen das, dass man eine besondere Bindung zu dem Betrieb aufbaut, in dem man seinen Beruf erlernt, das alltägliche Arbeiten gelernt hat. Nach der Ausbildungszeit bin ich dann im Jahr 2014 in unseren Familienbetrieb gewechselt, habe da ein duales Studium begonnen. Vor zwei Jahren dann haben wir angefangen, uns verstärkt Gedanken über die Zukunft zu machen.

Joachim Schwichtenberg (triljen): Du kommst aus einem Elternhaus, in dem es ein Sanitär-Heizungs-Klimabau-Unternehmen gegeben hat. Was waren für dich die Beweggründe, nicht im eigenen, sondern in einem anderen Unternehmen zu lernen?

Lino Ferda (HEEET): Das war für mich der Aspekt, dass ich etwas anderes sehe und und vielleicht von der Pike auf lerne, ohne im elterlichen Betrieb unter Beobachtung zu stehen, mich in einem anderen Betrieb zu entwickeln. Und deswegen habe ich mich dazu entschieden, bei der Firma Willi Gräf, die schon damals immer ein sehr innovatives und modernes Unternehmen gewesen ist, meine Ausbildung anzufangen.

Joachim Schwichtenberg (triljen): Und warst du, bevor du bei Willi Gräf deine Ausbildung gemacht hast, bei Bäcker Haustechnik schon mal irgendwie aktiv? Sei es als Praktikant oder als Schüler? Mal über die Schultern geschaut, gemeinsam mit dem Vater schon aktiv gewesen?

Lino Ferda (HEEET): Ja, auf jeden Fall. Also das begleitet einen natürlich, das in der Familie. Man bekommt viel mit. Habe auch ich glaube mit 13-14 schon Ferienjobs übernommen. Viel isoliert auf großen Baustellen. Eine sehr unbeliebte Arbeit. Das konnte ich dann dafür in der Ausbildung aber sehr gut. Von daher habe ich natürlich schon vorher Erfahrungen im Handwerk sammeln können, schon vor Beginn der Ausbildung.

Joachim Schwichtenberg (triljen): Dann hast Du Deine Ausbildung gemacht. Wie ging es danach bei Dir weiter?

Lino Ferda (HEEET): Ja, nach der Ausbildung. Ich habe ich die Firma Willi Gräf sehr ungerne verlassen, weil es eben eine sehr, sehr schöne Zeit war, an die ich gerne zurückdenke. Im dualen Studium hat es von der Zeiteinteilung aber einfach im elterlichen Betrieb besser funktioniert und ich habe dann da eine ganz normale Stelle gestartet als Anlagenmechaniker, als Jungmonteur und habe auf Baustellen gearbeitet und kleinere und mittelgroße Projekte abgewickelt.

Joachim Schwichtenberg (triljen): Also das Handwerk wirklich von der Pike auf sozusagen gelernt. Und wie kam es dann dazu? War das immer schon geplant, dass du mal eines Tages in die Fußstapfen Deines Vaters trittst und dann mal das Unternehmen mit übernimmst?

Lino Ferda (HEEET): Es war nicht schon immer geplant, aber durch den Spaß an der Sache und auch die Energie, sage ich mal, wenn man beobachtet, dass das Unternehmen seit langen Jahren durch den Vater geführt wird und wie viel Energie da rein geflossen ist, dann macht man sich natürlich schon Gedanken, wie soll es irgendwann weitergehen? Und dadurch, dass das eigene Interesse eigentlich immer sehr groß war und auch die unternehmerischen Aspekte Spaß gemacht haben, die ganze Geschichte weiterzuentwickeln, dadurch kam für mich schon sehr früh in Frage, dass ich das Ganze mal gerne weitermachen würde. Das war schon immer irgendwo in meinem Kopf.

Joachim Schwichtenberg (triljen): Hat Dich das duale Studium auf irgendwelche Themen gebracht, von denen Du sagst: Ja, das sind Sachen, die könnte man in Zukunft im eigenen Unternehmen umsetzen?

Lino Ferda (HEEET): Es hat mir viel Input gegeben und viele Einblicke ermöglicht. Vor allem aber hat es mir gezeigt, wie man Probleme angeht und löst. Und dadurch, dass es halt dual war, hat es mich halt auch gelehrt, neben der Arbeit so ein Studium zu machen und das war auch nicht immer ohne. Es war auch anspruchsvoll und hat mich hat viel Zeit gekostet. Viele Samstage, viereinhalb Jahre lang nach Arnsberg gefahren, von Siegen. Das hat mich zäh gemacht, ein bisschen.

Joachim Schwichtenberg (triljen): Nun gibt es die beiden Unternehmen Willy Gräf und Bäcker Haustechnik, die beide gut unterwegs sind auf ihrem Markt. Und jetzt gehen beide Unternehmen gemeinsam in die Zukunft. Was ist da passiert?

Lino Ferda (HEEET): Das ist total spannend gewesen, weil der Prozess bereits zwei Jahre vor Veröffentlichung seinen Anfang genommen hat. Und zwar habe ich eines Abends mit meinem Vater nach Feierabend in der Halle gestanden und darüber gesprochen, wie die Zukunft im Handwerk aussieht. Und wir waren uns beide eigentlich einig, dass die Auftragslage gut bleiben wird, durch den Fachkräftemangel aber eben das personelle Thema die große Herausforderung wird. Und dass man für die Zukunft schauen muss, wie man eine gute Arbeitgebermarke schafft, um die Mitarbeiter halten zu können und ihnen auch was bieten zu können in einem modernen Unternehmen. Und in dem Zuge habe ich an meinen Lehrbetrieb gedacht und dass Harry Schneider keine direkte Nachfolge in Aussicht hatte und habe dann eben in den Raum geworfen, wie es denn wäre, wenn ich ihn mal fragen würde, wie es weitergehen soll. Weil ich mir gedacht habe, wenn ich nicht frage, werde ich mich vielleicht ärgern in zehn Jahren, dass ich nicht gefragt habe.

Joachim Schwichtenberg (triljen): Mutig, finde ich. Wie hat dein Vater reagiert, als du ihn das gefragt hast?

Lino Ferda (HEEET): Wie bei vielen Dingen. Tatsächlich hat er gesagt: Mach das und ist mir da nicht reingegrätscht oder so, sondern tatsächlich einfach gesagt: Probiere es! Sprich mit ihm. Du kennst ihn. Und man muss dazu sagen, dass die Firma Willi Gräf und die Firma Bäcker Haustechnik schon während meiner Ausbildung viele Projekte gemeinsam abgewickelt haben. Also da war schon immer ein gutes Verhältnis, man hat sich geholfen und und aus dem Grund war da immer immer ein Kontakt da.

Joachim Schwichtenberg (triljen): Also kein schlimmes Konkurrenzverhältnis.

Lino Ferda (HEEET): Genau das will ich damit sagen, dass da eben kein großer Wettbewerbsgedanke war, sondern immer eigentlich eher gegenseitig geholfen wurde.

Joachim Schwichtenberg (triljen): Dann also bist du mit der Frage hingegangen zu deinem alten Chef.

Lino Ferda (HEEET): Ich bin zu Harry Schneider gefahren und habe mich mit ihm abends nach Feierabend zusammengesetzt und habe ihm ein wenig von der Vision erzählt, die ich mir ausgemalt habe, bis dahin nur in Gedankenform. Er war da nicht abgeneigt und hat gesagt, dass er das spannend findet und interessant. Und damit habe ich einen Stein ins Rollen gebracht. Später habe ich mir dann oft gedacht: Wow, das hat alles mit einer einfachen Frage angefangen. Und jetzt sitzen wir hier an einem langen Tisch und verhandeln Einzelheiten, wie das alles aussehen könnte. Also wirklich total aufregend.

Joachim Schwichtenberg (triljen): Ich finde es vor allen Dingen eine gute Geschichte, weil du als Vertreter der jüngeren Generation den Stein ins Rollen gebracht hast. Die Unternehmen oder die ein Unternehmen aufgebaut haben, die jetzt so langsam im Alter sind, auch an ihre Nachfolge zu denken, hängen ja auch oft an ihrer Eigenständigkeit, die sie aufgebaut haben. Und es ist nicht leicht, so eine unternehmerische Lebensleistung aufzugeben und zu sagen: In Zukunft sieht das alles ein bisschen anders aus, dann wird das ein gemeinsames Unternehmen.

Lino Ferda (HEEET): Auf jeden Fall. Das ist natürlich ein ziemlich großer Schritt für alle Beteiligten. Aber es ist ein total schönes Gefühl, weil wir auf einmal als Dreierspitze agieren und uns absprechen können. Und für mich sind es ganz neue Sichtweisen, Herangehensweisen, die ich lernen kann. Wofür ich unglaublich dankbar bin. Für die Chance, dass ich neben den tollen Learnings, die ich durch meinen Vater mitnehme, seit zehn Jahren eben jetzt auch noch Einblick bekomme in das Unternehmerische. Das ist für mich sehr wertvoll.

Joachim Schwichtenberg (triljen): Du hast gesagt, dass dieser ganze Prozess zwei Jahre gedauert hat. Gab es in diesen zwei Jahren auch Themen, von denen Du sagst: Okay, da mussten dann noch mal ein paar Steine aus dem Weg gerollt werden?

Lino Ferda (HEEET): Ja, wobei ich nicht jetzt auf Anhieb sagen könnte, welche. Weil wir eigentlich in allen Themen in die gleiche Richtung geschaut haben und von Beginn an einem Strang gezogen und nicht gegeneinander gearbeitet haben. Wir hatten von Anfang an die Vision, dass wir das auch zusammen weiterführen und erst einmal in einer Dreierkonstellation machen. Das ist von Anfang an klar gewesen, dass wir da eine Einheit bilden.

Joachim Schwichtenberg (triljen): Nun gibt es ja, wenn Unternehmen zusammengehen, auch immer klassische Fragen: Wer übernimmt wen oder wo ist künftig der Firmensitz, was für einen Namen trägt das zukünftige Unternehmen? Wie habt Ihr das gemacht? Wie seid Ihr mit diesen Fragen umgegangen?

Lino Ferda (HEEET): Im Grunde genommen haben wir vorher schon die Grundstruktur festgelegt, dass wir, eben weil beide Firmen eine sehr ähnliche Aufteilung hatten. Beide Firmen sind sehr stark im Bereich Großprojekte oder größere Bauvorhaben und gleichzeitig auch sehr stark im privaten Kundendienst.

Und, um da eben Synergieeffekte zu schaffen, haben wir von Beginn an gesagt, wir wollen die beiden Kundendienstabteilungen zusammenführen, um so etwas mehr Durchschlagskraft zu schaffen und gleichzeitig die beiden Projektteams, also die Großprojektteams zusammenzuführen, um eben auch größere Bauvorhaben anbieten zu können und uns damit ja noch noch breiter aufzustellen. Die Grundstruktur war klar. Von Anfang an war es ganz wichtig, dass es eine Fusion auf Augenhöhe ist.

Willi Gräf hatte circa 30 Mitarbeiter und Bäcker Haustechnik auch. Das heißt, wir sind jetzt 60 Mitarbeiter und es sind zwei starke Unternehmen auf Augenhöhe, die hier zusammenwachsen und zusammengewachsen sind im letzten halben Jahr.

Joachim Schwichtenberg (triljen): Das sind natürlich denkbar gute Voraussetzungen. Aber das funktioniert ja auch nur, wenn die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in den beiden Unternehmen sind, diesen Weg auch mitgehen. Wie habt Ihr die mit ins Boot geholt?


VIEL ZEIT GENOMMEN FÜR GESPRÄCHE

Lino Ferda (HEEET): Gerade die Anfangsphase war total aufregend, weil wir im Grunde genommen an einem Dienstag in beiden Standorten, als es noch keiner wusste, ein Frühstück veranstaltet haben und dort publik gemacht haben, was wir vorhaben. Ganz wichtig war, dass die Mitarbeiter es als erste erfahren, vor allen anderen. Das war natürlich aufregend. Für die Mitarbeiter und für uns. Es wurden viele Gespräche geführt, auch Einzelgespräche. Und es wurde auf Sorgen eingegangen. Wer wird denn dann mein Chef? Und ähnliche Sorgen, die aber durch viele Gespräche gelöst werden konnten.

Joachim Schwichtenberg (triljen): Ja, ich denke, das sind die zwei ersten Fragen, die Mitarbeiter haben: Ist mein Job danach noch sicher? Und wer sind meine Kollegen? Wer ist mein Chef? Muss ich an einem anderen Standort arbeiten? Wird meine Abteilung vielleicht irgendwo anders hingehen?

Lino Ferda (HEEET): Was ist jetzt der Arbeitsweg? Ein anderer. Wobei die Unternehmen sehr nah aneinander sind. Gut, geplant war das Ganze in dem Sinne schon, dass wir an dem Dienstagmorgen, die Veröffentlichung hatten und am Freitag ein gemeinsames Sommerfest. Also beide Unternehmen wussten schon, sie würden ein Sommerfest haben, wussten aber nicht, dass es gemeinsam sein würde zu dem Zeitpunkt. Und da ist eigentlich so der erste Knoten geplatzt. Man hat sich kennengelernt, man hat zusammen gefeiert, und das hat Spaß gemacht, und da sind viele gedankliche Barrieren vielleicht schon gelöst worden.

Joachim Schwichtenberg (triljen): Sind irgendwelche schlauen Füchse in den beiden Unternehmen drauf gekommen, dass das Sommerfest zufällig am gleichen Tag, am gleichen Ort stattfindet?

Lino Ferda (HEEET): Den Ort hatten wir nicht bekannt gegeben, der war eine Überraschung. Dass es am gleichen Tag war, ist auch nicht aufgefallen. Witzig war allerdings, dass an dem Frühstückstag, also an dem Veröffentlichungstag im Team, zwei Personen, also jeweils eine Person aus den beiden Unternehmen, bei der gleichen Bäckerei Brötchen geholt haben. Für dieses Frühstück. Und da haben wir uns im Nachgang natürlich schon vorgestellt, dass die dann an der Theke darauf gekommen sind. Im ersten Moment haben alle gedacht, dass dieses Frühstück zur Begrüßung der neuen Auszubildenden ist und nicht, dass eine so starke Botschaft dabei herauskommt.

GF HEETUnübersehbar gemeinsam unter neuem Namen am Start: Die HEET-Geschäftsführung mit Harry Schneider, Lino Ferda und Peter Ferda (v.l.).

Joachim Schwichtenberg (triljen): Ihr habt Euch Gedanken gemacht, wie Ihr es kommuniziert. Ich glaube, das Schlimmste wäre, wenn Menschen so etwas zuerst aus der Zeitung erfahren und nicht, wie bei Euch, direkt von ihren Geschäftsführern. Wie war denn die Reaktion?

Lino Ferda (HEEET): Gemischt. Es waren natürlich Sorgen dabei, aber es waren auch direkt sehr positive Aussagen dabei, und das hat uns auch gefreut. Die Menschen sind direkt aufeinander zugegangen und es gab Mitarbeiter, die gesagt haben: Ja, also ich fand die Arbeitskleidung von Willy Gräf schon immer total schön. Können wir die nicht auch tragen?

Joachim Schwichtenberg (triljen): Trotzdem gibt es natürlich auch Sorgen und Widerstände. Wie seid Ihr damit umgegangen? Was habt Ihr gemacht, damit diese Sorgen weniger werden?

Lino Ferda (HEEET): Wir haben eigentlich sofort das Gespräch gesucht, Einzelgespräche und lange Gespräche geführt. Ich hatte den Vorteil, dass ich durch meine Ausbildung viele, viele Personen kenne und mich mit allen sehr gut verstanden habe und natürlich die, die ich nicht kannte, erst mal kennenlernen musste. In dieser einen Woche zwischen der Veröffentlichung und dem Sommerfest haben wir uns wirklich nachmittags zusammengesetzt und gesprochen und die Zeit ist nur so verflogen. Es waren super schöne Gespräche, und ich glaube, dass wir da supergut und schnell auf einen Nenner gekommen sind mit unseren Werten und unserer Vision von der Zukunft des Handwerks im Ganzen.

Joachim Schwichtenberg (triljen): Trotzdem stelle ich mir das so vor, dass es für Dich eine sehr intensive Erfahrung sein muss, weil Du ja die verbindende Figur zwischen beiden Unternehmen bist. Das heißt, im Zweifel, wenn Menschen Fragen haben, kommen sie erst mal zu dir. Und ich könnte mir vorstellen, dass das ja auch viel Zeit in Anspruch nimmt, neben den Dingen, die man ja auch sonst, also Aufträge usw. halt auch bewältigen muss.

Lino Ferda (HEEET): Neben dem Tagesgeschäft war das immer schon ein sehr großer Workload, den dieses Thema mit sich gebracht hat. Schön war es halt, nachdem es raus war, weil man dann eben auch drüber sprechen konnte.

Die anderthalb Jahre vor der Veröffentlichung, die man im Stillen agieren musste neben dem Tagesgeschäft, die waren schon anspruchsvoll. Aber nachdem wir dann auch das Sommerfest hatten, was sehr schön war, hat es super gut funktioniert und ich wusste auch zu Beginn schon, dass wir Unterstützung brauchen werden. Eine moderierende Kraft in diesem Prozess und habe mich da auch umgehört. Intensiv. Und bin am Ende bei Jörg Hesse, bei der FETTE BEUTE Gruppe und bei triljen gelandet. Und da wurde vorher schon ein Plan geschmiedet, wie wir vorgehen und der hat mir natürlich sehr geholfen.

Joachim Schwichtenberg (triljen): Okay, also es wurde schon im Hintergrund quasi daran gearbeitet, wie das jetzt vonstatten geht, dass die beiden Unternehmen auch zusammenwachsen. Genau.

Lino Ferda (HEEET): Alles war sehr eng getaktet. Am Montag nach dem Sommerfest war die Kick-Off-Veranstaltung bei FETTE BEUTE, wo sich die Teammitglieder kennenlernten. Das hat natürlich auch direkt geholfen, den Knoten zu lösen. Und da wurde dann auch Tacheles gesprochen und eben noch mal Sorgen auf den Tisch gebracht. Und es hat sehr gut funktioniert. Ja.

Joachim Schwichtenberg (triljen): Gut. Würdest Du Unternehmen, die in einer ähnlichen Situation sind, aus Deiner Erfahrung, die Du gemacht hast, irgendetwas raten, wenn Du so zurückblickst?

Lino Ferda (HEEET): Eines der wichtigsten Themen war für mich von Beginn an eigentlich, dass man das Team mit ins Boot holt, dass man versucht, die Menschen mitzunehmen und keinen Alleingang macht, um eben während dieses Prozesses möglichst niemanden zu verlieren.

Vorher habe ich mir schon viele Gedanken gemacht, auch über die Markengestaltung und wie man das Ganze hinbekommen kann, dass eben niemand von diesen 60 Personen das Gefühl hat, seine Identität zu verlieren, weil viele Menschen viele Jahrzehnte in ihren jeweiligen Unternehmen gearbeitet haben. Und da ist es einfach wichtig, dass man Rücksicht drauf nimmt und ihnen nicht mit einem Alleingang einfach ihre Identität wegnimmt.

NEUER NAME - GEMEINSAME STORY

Joachim Schwichtenberg (triljen): Wie habt Ihr das am Ende gelöst? Die beiden Namen Willi Gräf oder Bäcker Haustechnik existieren jetzt in dieser Form nicht mehr. Ihr habt jetzt was anderes als Firmenlogo. Was ist da passiert?

Lino Ferda (HEEET): Genau, wir sind HEEET, und das ist ein Kunstbegriff, ein Kunstname. Und das Schöne an dieser neuen Marke ist eben, dass das ganze Team an der Entwicklung mitbeteiligt war. Es gab nicht nur die Kick-off-Veranstaltung hier im Hause, sondern wir hatten nach und nach viele Workshops, in denen wirklich alle Abteilungen waren. Die Kundendienstabteilung war hier, die Projektteams waren hier und die Büroteams, und es fand ein intensiver Austausch statt. Die Geschäftsführung war bei vielen dieser Termine bewusst nicht dabei, so dass wirklich auch offen gesprochen werden konnte. In den Markenworkshops sind immer wieder auch Themen auf den Tisch gebracht worden, die wir dann im Nachgang lösen konnten. HEEET ist ja angelehnt an das englische Wort für Wärme – und von dort kann man gut die Brücke schlagen zu dem, was wir tun. Wir installieren Technik, die Wärme bringt. In den Häusern unserer Kunden. Beispielsweise: Wenn man auf die einzelnen Buchstaben geht, sind das eben Begrifflichkeiten, die aus dem Team gekommen sind. Und zwar ist das die Hingabe, also die Leidenschaft für das, was wir tun, für das Handwerk, das wir leben. Es ist Effizienz. Das war für alle Beteiligten immer ein sehr wichtiger Aspekt. Das Erlebnis und das Ergebnis als drittes E und Teamwork spielen für alle im Team eben auch eine Rolle, eine große Rolle!

Joachim Schwichtenberg (triljen): Und deshalb seid Ihr auch HEEET mit drei E. Für alle, die Euch im Internet suchen.

Lino Ferda (HEEET): Wenn man sich über Namensgebungen Gedanken macht und in der heutigen Zeit eben herausstechen möchte und einen Namen möchte, der nicht kopierbar ist und eine gewisse Einzigartigkeit aufweist, dann kann man nur in gewisse Richtungen gehen.

Joachim Schwichtenberg (triljen): Ja, ich würde sagen, ein sehr innovativer kreativer Name, auf jeden Fall für ein Handwerksunternehmen. Damit gebt Ihr ein Statement ab. Hat Euch das bisher schon etwas gebracht, im Sinne von: Menschen werden auf Euch aufmerksam? Gab es da Feedback? Gab es irgendeine Resonanz auf dem Weg, den Ihr eingeschlagen habt?

Lino Ferda (HEEET): Also zuallererst war uns am allerwichtigsten, den Namen dem Team zu vermitteln. Wir hatten dazu eine Kick-off-Veranstaltung, die wirklich, super-supergut war. Wir haben die Marke komplett fühl- und greifbar gemacht. Wir haben einen eigenen Katalog für Arbeitskleidung erstellt. Wir haben die Autos foliert, enthüllt und für diese Veranstaltung dekoriert. Es war ein super tolles Event, und ich glaube, dass wir damit eigentlich alle abholen konnten, weil wir uns diese Gedanken gemacht haben. Einen Namen für das gesamte Team verwenden. Und keinen der bisherigen Namen. Dann besteht natürlich die Gefahr, dass mindestens die Hälfte des Teams nicht so glücklich mit der Entscheidung ist. Und deswegen kam bei so gut wie allen der Name gut an. Ich habe positive Resonanz bekommen, auch von eher konservativen Personen. Also da habe ich mir wirklich den Kopf zermartert und am Ende bin ich sehr froh, weil es eigentlich allen gefallen hat. Und bei Kunden ist es geteilt, würde ich sagen. Da habe ich schon in beiden Richtungen viel gehört. Aber am Ende des Tages setzt die neue Marke Reize. HEEET fällt auf und wir haben schon einige einige Neukundenanfragen. Was mich noch mehr freut, ist, dass wir auch Bewerbungen reinbekommen haben. Und das ist in der heutigen Zeit beziehungsweise für mich war es die letzten zehn Jahre sehr schwer, an neue Mitarbeiter heranzukommen, und dass ohne jetzt irgendwie eine Kampagne zu fahren, einfach durch das Auftreten schon Bewerbungen reinkommen sind, ist für mich ein Erfolg.

Joachim Schwichtenberg (triljen): Auf jeden Fall! Ja, das klingt sehr positiv! Natürlich würde mich auch noch mal interessieren im Sinne von Learnings, von denen auch andere profitieren können: gab es in diesem ganzen Prozess Dinge, über die Du stark grübeln oder nachdenken musstest? Irgendwelche Sachen, von denen Du sagst: Wenn man die Chance hätte, es noch mal zu machen, würde man es vielleicht an dieser oder jener Stelle noch anders anpacken?

Lino Ferda (HEEET): Schwierige Frage, weil der Prozess nicht abgeschlossen ist. Also im Grunde genommen löschen wir auch jetzt noch Brände, wie sie auftauchen. Wir sind gerade am Zusammenwachsen und viele Prozesse oder kleine Problemchen zeigen sich jetzt erst. Und aus dem Grund könnte ich jetzt nicht sagen, dass wir fertig sind. Learnings für mich waren, dass man sich Hilfe holen sollte, einen Mentor oder eben eine Agentur und Berater, die einen unterstützen. Mir war von Anfang an klar, dass ich das alleine nicht moderieren kann, einfach weil ich keine Erfahrung in einer solchen Fusion mitbringe. Und das war für mich eigentlich der rote Faden, dass ich Jörg Hesse und sein Team an meiner Seite hatte und bei Fragen mit den Experten bei DES WAHNSINNS FETTE BEUTE und triljen sprechen konnte. Und am Ende bin ich einfach total froh, die Mitarbeiter alle mit einbezogen zu haben, weil ohne die Hilfe jedes Einzelnen das nicht so gut funktioniert hätte. Also jeder hat hier seinen Part beigetrgen und nur die Summe der einzelnen Teile bringt das Ergebnis. Dieses schöne Ergebnis, das wir jetzt haben und in dem wir uns auch sehr zu Hause fühlen.

Joachim Schwichtenberg (triljen): Uns freut es natürlich immer, wenn Familienunternehmen so einen Weg gehen, um die Zukunft für sich zu sichern und zu gewinnen. Ein Weg, der sonst, wenn man alleine gegangen wäre, wer weiß, auch schwieriger wäre. Und gemeinsam ist man dann doch stärker.

Glückwunsch, dass Ihr diesen Weg gegangen seid, und vielen Dank, dass Du diese Gedanken mit uns geteilt hast. Viel Erfolg weiterhin mit HEET. Vielen Dank für das Interview.

Lino Ferda (HEEET): Vielen Dank, dass ich hier sein durfte. Hat Spaß gemacht!

Haben wir Ihr Interesse geweckt? Dann ist vielleicht auch unser Wegweiser zum Generationenwechsel im Unternehmen für Sie spannend.

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